Über die Verantwortung des Deckrüdenbesitzers

Wenn der eigene Rüde angekört ist, steigt die Spannung auf eine mögliche erste Deckanfrage.

In unseren Augen ist es wichtig, sich spätestens jetzt Gedanken darüber zu machen, was man sich für den Nachwuchs seines Rüden wünscht.

Es mag durchaus Deckrüdenbesitzer geben, die nach Höhe der angebotenen Decktaxe entscheiden, ob und wie oft ihr Rüde zum Einsatz kommt, oder jede Anfrage annehmen. Doch auch Deckrüdenbesitzer haben eine Verantwortung, sowohl gegenüber der Rasse, als auch gegenüber jedem einzelnen Welpen. In vielen Zuchtordnungen werden sie im gleichen Atemzug mit Züchtern genannt. Im Gegensatz zum Züchter haben sie jedoch nach dem Deckakt sehr wenig Einfluss auf das weitere Geschehen.

Daher ist es umso wichtiger, sich vor einer Zusage Gedanken über die eigenen Vorstellungen zum bevorzugten Whippettyp (jetzt und in Zukunft), gesundheitliche Aspekte sowie Haltung, Aufzucht, Sozialisierung der Welpen und Anforderungen an potentielle Welpenkäufer zu machen.

An dieser Stelle ist es notwendig, dass Züchter und Deckrüdenbesitzer sich offen und ehrlich austauschen und in den wesentlichen Punkten einer Meinung sind. Darüberhinaus ist es hilfreich, den Züchter und seine Hunde zu besuchen oder zumindest zu treffen, um sich selber ein Bild zu machen.

Dari und sein Sohn Kaspar
Dari und sein Sohn Kaspar

Die im Folgenden beschriebenen Rahmenbedingungen haben einen direkten Einfluss auf das Leben der zukünftigen Welpen und / oder die Zuchtpartner sowie auf die Zukunft der Rasse. Diese sollten daher vor einer Zusage besprochen werden, um spätere Enttäuschungen zu vermeiden. Erst nach Klärung der Fragen, die ein möglicherweise 15-jahriges Hundeleben von bis zu 10 oder mehr Welpen betreffen, ist es sinnvoll, die potentielle Zuchthündin genauer zu betrachten.

Haltung der Hunde beim Züchter
Haltung der trächtigen Hündin und Geburt
Welpenaufzucht
Auswahl der Welpenkäufer
Auswahl der Hündin
Durchführung des Deckakts

Nur auf die Auswahl der Hündin sowie die Durchführung des Deckaktes hat der Deckrüdenbesitzer einen direkten Einfluss. Alles weitere liegt allein im Verantwortungsbereich des Züchters, dem der Deckrüdenbesitzer hier nur vertrauen kann.

Bei der Überlegung, ob eine Deckanfrage interessant ist oder nicht, ergibt sich möglicherweise auch die Frage, wie oft der eigene Rüde überhaupt decken sollte. Die meisten Rüden kommen zwar nur ein oder zweimal zum Zuchteinsatz. Im Einzelfall kann ein Rüde mit besonderen Eigenschaften jedoch sehr schnell populär werden. Eine massenhafte Vermehrung einzelner Hunde schränkt jedoch den Genpool unnötig ein und sollte daher vermieden werden. Generell ist es wünschenswert, dass sich genau so viele Rüden wie Hündinnen vermehren. Daher sollte die Anzahl der Würfe eines Rüden, entsprechend der Anzahl der erlaubten Würfe einer Hündin, nicht mehr als vier betragen. Dabei ist auch die Größe der Würfe zu berücksichtigen.

Haltung der Hunde beim Züchter

Wie hält der Züchter seine Hunde?

Die Haltung der (zukünftigen) Zuchthündinnen ist nicht nur für Gesundheit und Wohlergehen dieser Hündinnen entscheidend. Sie hat auch einen Einfluss auf das Verhalten der Mutterhündin gegenüber ihren Welpen und damit auch auf die charakterliche Entwicklung der Nachkommen. Zudem können sich negative Erfahrungen auch vererben (Stichwort Epigenetik).

Whippetwelpen beim Züchter
Whippetwelpen beim Züchter

Werden die Hündinnen, mit denen er züchtet, als Familienhunde gehalten? Oder sind es Zuchthündinnen, die auch mal ein bisschen Familienluft schnuppern dürfen?

Whippets binden sich sehr eng an ihre Menschen und mögen nicht allein sein. Das gilt auch für Zuchthunde. Nicht nur Familienhunde sollten in der Familie leben. Und nicht nur Familienhunde sollten ihr ganzes Leben in der Familie verbringen.

Mögliche Fragen des Deckrüdenbesitzers an den Züchter, bzw. persönliche Beobachtungen:

  • Leben die Hunde zusammen mit ihrer Familie im Haus?
  • Können sie sich dort überwiegend frei bewegen oder werden sie regelmäßig über längere Zeit weggesperrt (Hundezimmer, Hundehaus, Zwinger)?
  • Wie ist das Vertrauensverhältnis zwischen Züchter und Zuchthunden?
  • Bleiben die Zuchthündinnen bis an ihr Lebensende beim Züchter oder werden sie abgegeben, wenn sie zu alt für die Zucht sind?
  • Wie viele Würfe hat der Züchter im Jahr und wieviele Würfe hat eine Hündin in ihrem Leben in welchen Abständen?
  • Werden die Zuchthunde angemessen medizinisch betreut, regelmäßig geimpft und gegen Parasiten behandelt?
  • Sehen die Hunde gepflegt aus (Krallen!)?

Haltung der trächtigen Hündin und Geburt

Pallid Dragon Gallus Yari nach der Geburt
Yari, frisch geschlüpft

Eine verantwortungsvolle Begleitung der Trächtigkeit und der Geburt sollte dem Züchter eine Selbstverständlichkeit sein. Dazu gehört nicht nur eine ausgewogene Ernährung der Hündin sowie eine dem Trächtigkeitsverlauf angepasste Bewegung.

Yaris Opa Dari, drei Tage alt

Gerade um den Zeitpunkt der erwarteten Geburt herum ist eine gute Beobachtung der Hündin unerlässlich. Nicht jede Geburt verläuft problemlos. Es kann immer zu Situationen kommen, in denen die Hündin die Hilfe des Züchters oder sogar eines Tierarztes braucht. Viele Probleme lassen sich vermeiden, wenn man sie frühzeitig erkennt und damit rechtzeitig einschreiten kann. Andernfalls droht Lebensgefahr nicht nur für die Welpen, sondern auch für die Hündin.

Mögliche Fragen des Deckrüdenbesitzers an den Züchter, bzw. eigene Beobachtungen:

  • Hat die Hündin vor dem Decken einen normalen Ernährungszustand?
  • Wie ist sichergestellt, dass die Hündin spätestens ab dem 57. Tag der Trächtigkeit jederzeit beaufsichtigt ist?
  • Wird der (Neu-)Züchter bei der Geburtsvorbereitung und Geburt durch eine erfahrene Person, z.b. einen Altzüchter, unterstützt?
  • Steht ein Tierarzt im Hintergrund bereit, der im Notfall sofort eingreifen und bei Bedarf einen Kaiserschnitt durchführen kann? Kann er in dem Fall eine Inhalationsnarkose durchführen? Stehen genügend Helfer dafür bereit, auch nachts und am Wochenende?

Welpenaufzucht

Bei der Welpenaufzucht gibt es große Unterschiede. Der eine Züchter lässt der Natur ihren Lauf, vertraut auf seine Mutterhündin und überlässt ihr die Aufzucht und Erziehung ihrer Sprösslinge. Andere Züchter fördern ihre Welpen bereits früh individuell, setzen sie unterschiedlichen Reizen aus und schaffen damit eine Basis für die weitere Entwicklung.

Whippethündin Mieze säugt ihre 1 Tag alten Welpen von Sammy
Mieze mit ihren einen Tag alten Welpen von Sammy

Bei manchen Züchtern werden die Welpen und ihre Mutter grundsätzlich von anderen Hunden getrennt gehalten. Bei anderen Züchtern wachsen die Welpen im Familienverbund mit vielen Hunden auf.

Whippetwelpen mit Mutter, Oma und Tante
Whippetwelpen mit Mutter, Oma und Tante

Die Unterschiede in der Aufzucht mögen für den Deckrüdenbesitzer vielleicht weniger relevant erscheinen als für einen Welpeninteressenten. Sie sind aber für uns ein wichtiges Indiz bei der Entscheidung, ob wir eine Deckanfrage annehmen oder nicht.  Die Fähigkeit, auf Alltagsreize angemessen zu reagieren und sich schnell zu entspannen, ist bei den eher reaktiven Whippets besonders von Vorteil. Generell ist eine gute Sozialisierung bereits in den ersten Lebenswochen für jeden Hund eine wichtige Basis für sein Leben. Lernt er schon in diesem Alter unterschiedliche Reize kennen und hat die Möglichkeit, sich auszuprobieren und Probleme zu lösen, wird er zu einem entspannteren Hund heranwachsen, der gut auf die Herausforderungen des Lebens vorbereitet ist. Und ein Whippet, der sich zu benehmen weiss, ist nicht nur ein Aushängeschild für den Züchter, sondern auch für den Deckrüdenbesitzer.

Welpen plantschen im Wasser
Whippetwelpen lernen Wasser kennen

Mögliche Fragen des Deckrüdenbesitzers an den Züchter:

  • Wachsen die Welpen in der Familie auf?
  • Haben andere Hunde des Züchterhaushalts Zugang zu den Welpen und können sich evtl auch an der Aufzucht beteiligen?
  • Wieviel Wert legt der Züchter auf altersentsprechende Sozialisierung und gibt er den Welpen zusätzlich ausreichend Möglichkeit, das Erlebte in Ruhe zu verarbeiten?
  • Fördert der Züchter den Bindungsaufbau und die Bindungsfähigkeit der Welpen?
  • Unterstützt der Züchter die Welpen durch charakterspezifische Förderung?

Auswahl der Welpenkäufer

Nicht nur seriöse Züchter möchten gern möglichst ein Hundeleben lang Kontakt zu ihrem Nachwuchs haben. Das gilt auch für viele Deckrüdenbesitzer. Daher ist es nicht zielführend, wenn die Welpen wie Gegenstände an den Erstbesten verscherbelt werden. Denn je kürzer der Kontakt zum Welpeninteressenten bis zur Abholung ist, desto eher wird dieser vermutlich danach abbrechen. Das kann nicht im Interesse eines Züchters liegen, denn ohne regelmäßige Rückmeldungen kann der Züchter den Erfolg seiner züchterischen Bemühungen nicht beurteilen.

Kaspar auf dem Arm
Kaspar und Dany, manchmal sucht sich auch der Welpe den Menschen aus

Ein gründliches Kennenlernen der Welpeninteressenten ist außerdem die Voraussetzung für die optimale Zuordnung des individuellen Welpen. Passt dieser Welpe zu diesem Interessenten? Wird das mit großer Wahrscheinlichkeit auch für die nächsten 15 Jahre gelten?

Wenn Welpen bereits nach wenigen Monaten wieder abgegeben werden, was in einem Notfall natürlich jederzeit passieren kann, war der vom Züchter gewählte Platz offenbar nicht so ideal. Auch das kann immer mal passieren. Kommt das jedoch öfter vor, sollte man die Ursache hinterfragen.

Mögliche Fragen des Deckrüdenbesitzers an den Züchter:

  • Legt der Züchter Wert darauf, Welpeninteressenten frühzeitig vor einem Wurf persönlich kennenzulernen?
  • Ist dem Züchter ein langfristiger Kontakt wichtig und möchte er gerne ein Hundeleben lang über das Wohl und die Entwicklung des Hundes informiert werden?
  • Ist er bereit bei Problemen und Fragen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und übernimmt er im Notfall für alle  Hunde seiner Zucht die Verantwortung, indem er sie selber zurücknimmt oder in gute Hände weitervermittelt?
  • Ist der Züchter bereit und in der Lage, die Charaktere seiner Welpen frühzeitig einzuschätzen und die Welpen nur an die passenden Menschen abzugeben? Berücksichtigt er dabei persönliche Ansprüche, Interessen und Lebensumstände der Interessenten?

Auswahl der Hündin

Hunde sollten generell nur in die Zucht gelangen, wenn sie gesund und wesensfest sind und dem Rassestandard entsprechen, selbstverständlich in dieser Reihenfolge. Wenn hier die Prioritäten richtig gesetzt werden, schließen sich ungesunde Entwicklungen aufgrund von extremen Modeerscheinungen von selbst aus.

Wichtige Kriterien sind daher

  • Gesundheit
  • Rassestandard
  • Charakter
  • Abstammung
  • evtl. Arbeitsleistung

Dabei müssen die potentiellen Elterntiere nicht nur jeder für sich diese Kriterien erfüllen, sie sollten sich auch ergänzen.

Jeder Hund hat Stärken und Schwächen. Eine Schwäche beim einen Zuchtpartner sollte durch die Stärke des Anderen ausgeglichen werden. Wenn beide dieselbe Schwäche haben, wird sich nicht der Mittelweg, sondern die eine oder die andere Schwäche vererben.

Weiterhin sollten die beiden Hunde optisch zueinander passen. Wenn das Erscheinungsbild so unterschiedlich ist, dass sie als Paar nicht harmonieren, ist das Ergebnis der Verpaarung kaum abschätzbar. Harmonische Würfe sind im Allgemeinen das Resultat harmonischer Paare.

Kaspars Eltern Dari und Gracey
Kaspars Eltern Dari und Gracey

Auch ein Wurf von zwei fast perfekten Hunden, die jedoch nicht zueinander passen, wird voraussichtlich nicht die in ihn gesteckten Erwartungen erfüllen. Aus einer Verpaarung zweier (Multi-)Champions müssen nicht unbedingt erfolgreiche Welpen hervorgehen.

Für die Gesundheit einer Rasse ist es im Allgemeinen wichtig, dass möglichst viele verschiedene Hunde in die Zucht gehen, das einzelne Individuum sich aber nicht zu häufig fortpflanzt.

Das Ziel sollte immer sein, dass die Welpen besser sind als ihre Eltern. Auch wenn sich dieses nicht immer erreichen lässt.

Wichtig ist hier auch ein persönliches Kennenlernen der potentiellen Elterntiere. Man kann einen Hund nicht allein aufgrund von Fotos beurteilen und auch Videos können nicht denselben Eindruck vermitteln wie eine persönliche Begegnung.

Zusätzlich sollten die Zuchttiere möglichst wenig miteinander verwandt sein.

Betrachten wir die Kriterien im einzelnen:

Gesundheit

Gibt es Informationen zur Gesundheit der Hündin? Wurden weitergehende Untersuchungen durchgeführt, wie z.B.

  • Herzultraschalluntersuchung
  • Augenuntersuchungen
  • Röntgenuntersuchung
  • Gentests

Hatte die Hündin bereits einen Wurf? Wenn ja:

  • Gab es Komplikationen wie beispielsweise einen Kaiserschnitt oder ist die Hündin schon einmal leer geblieben?
  • Wieviele Welpen hatte die Hündin bisher?
  • Gab es Auffälligkeiten bei ihren Welpen (z.B. Gaumenspalten, Knickruten, Hodenfehler)?
  • Gab es Totgeburten? Sind Welpen in den ersten Tagen verstorben? Wenn ja, woran?

Naturgemäß gelangen insbesondere Hündinnen oft schon früh in die Zucht, weil sie beim ersten Wurf nicht zu alt sein sollten. Darum sind erst später eventuell auftretende Krankheiten u.U. beim ersten Wurf noch nicht zu erkennen und können also auch nicht in die Beurteilung / Entscheidung einfließen. Daher ist hier ein Blick auf die nähere Verwandtschaft hilfreich (Stichwort horizontales Pedigree). Wie alt sind Eltern, Großeltern und Urgroßeltern und deren jeweilige Geschwister geworden? Welche Krankheiten sind dabei aufgetreten? Woran sind sie gestorben?

Interessieren den Züchter die Gesundheitsdaten des Rüden und seiner Verwandtschaft? Beobachtet der Züchter den Rüden im Normalfall über mehrere Jahre, um sich selbst ein Bild von seiner Entwicklung zu machen? Wählt der Züchter den Rüden endgültig erst in höherem Alter?

Selbstverständlich ist das nicht immer möglich. Für eine bereits ältere Hündin könnte gerade dieser eine Rüde der ideale Zuchtpartner sein, der gerade erst das zuchtfähige Alter erreicht hat. In dem Fall ist es nicht möglich, zu warten, bis der Rüde seine Qualitäten bewiesen hat. Umso genauer sollte der Züchter in diesem Fall einen Blick auf die Verwandtschaft des Deckrüden werfen.

Rassestandard

Der FCI-Rassestandard für den Whippet beschreibt einen eleganten und doch muskulösen Hund, dem man seine Leistungsfähigkeit ansehen kann. Die einzelnen Details lassen sich sehr weit auslegen. Sowohl Hunde aus Rennlinien als auch typische Showhunde können diesem Rassestandard entsprechen.

Dari Standbild
Ch. Koseilata’s Dark Side of the Moon (Dari)

Ob man das eine oder das andere bevorzugt oder seinen Weg eher in der Mitte, im Bereich Schönheit und Leistung sucht, ist für den Zuchtwert des Hundes nicht von Belang. Wichtig ist einzig und allein, dass es sich eindeutig sichtbar um einen Whippet handelt. Um das sicherzustellen wird bei den meisten Zuchtverbänden das Erreichen einer Mindestwertnote auf Ausstellungen und / oder die erfolgreiche Teilnahme an Körveranstaltungen verlangt.

Bei der Wahl der Zuchtpartner muss dieser Aspekt sehr viel stärker berücksichtigt werden. Hier werden sowohl Züchter als auch Deckrüdenbesitzer ein Ziel vor Augen haben. Dabei sollten die beiden potentiellen Zuchttiere diesem Ziel bereits nahe kommen. Eine Verpaarung von Extremen ist selten erfolgversprechend. Umgekehrt sollen sich die Hunde in ihren Vorzügen ergänzen und die Schwächen des jeweils anderen ausgleichen.

Charakter

Die geplanten Elterntiere sollten nicht nur einen rassetypischen Charakter aufweisen, dieser muss auch zusammen passen. Übermäßig ängstliche oder aggressive Hunde gehören nicht in die Zucht, selbst dann nicht, wenn die körperlichen Voraussetzungen ideal sind.

Abstammung

Dieser Absatz ist eher für erfahren Deckrüdenbesitzer gedacht oder für diejenigen, die sich tiefer mit dem Thema Genetik beschäftigen möchten.

Um sich einen Überblick über die Verwandtschaftsverhältnisse zu verschaffen, ist ein Blick in die Ahnentafel unabdingbar. Dabei reicht die gedruckte Form nicht aus. Datenbanken wie das Whippetarchiv sind da sehr viel hilfreicher.

Hier kann nicht nur die Ahnentafel über bis zu 10 Generationen angezeigt werden. Auch die automatische Berechnung von Inzuchtkoeffizient (IK / COI)) und Ahnenverlustkoeffizient (AVK) über bis zu 10 Generationen ist möglich. Und beides gilt auch für Testverpaarungen, welche im Vorfeld eines geplanten Wurfs weitreichende Recherchen erlauben.

Screenshot einer Ahnentafel im Whippet Breed Archive
Screenshot einer Ahnentafel im Whippet Breed Archive

Der IK über 5 Generationen zeigt den Inzuchtzuwachs. Dieser sollte im Durchschnitt über alle Würfe einer Generation (in einem Zuchtverband / Land) nicht höher als 2,5% sein, in einem einzelnen Wurf nicht höher als 6,25%. Letztere entspricht einer Verpaarung von Cousin und Cousine.

Mehrfach auftretende Ahnen werden in den Ahnentafeln farbig markiert, so dass man sofort erkennen kann, auf welche Vorfahren die Welpen ingezüchtet würden.

Zudem findet man hier die eine oder andere Gesundheitsinformation oder Todesursache, sofern sie vom Besitzer eingetragen wurde.

Arbeitsleistung

Bei Hunden aus Rennlinien und aus dem Bereich Schönheit und Leistung ist neben ihrem Aussehen auch die Arbeitsleistung ein wichtiges Kriterium. Wer erfolgreiche Rennhunde züchten will, wird auch Deckrüden mit entsprechenden Rennerfolgen für die Weiterzucht bevorzugen. Im Bereich Schönheit und Leistung finden sich eher Hunde, die auf dem Coursingfeld aktiv sind. Da kommt es weniger auf Schnelligkeit an als auf Wendigkeit, Geschicklichkeit, Intelligenz und Ausdauer. Auch diese Kriterien sind zumindest teilweise vererbbar.

Kaspar beim Coursing
Kaspar gewinnt beim internationalen Coursing in Ronostrand

Mögliche Fragen des Deckrüdenbesitzers an den Züchter, bzw. eigene Beobachtungen:

  • Wie hoch ist der Inzuchtkoeffizient (IK) des geplanten Wurfs auf 5 Generationen (Inzuchtzuwachs) und auf 10 Generationen (Inzucht)?
  • Wurden Gesundheitsuntersuchungen durchgeführt? Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
  • Was steht im Körbericht? Welche Ergebnisse erzielte die Hündin auf Ausstellungen, Rennen, Coursings?
  • Wie verhält sich die Hündin gegenüber dem Rüden und dem Rüdenhalter?

Durchführung des Deckakts

Als frischgebackener Deckrüdenbesitzer macht man sich möglicherweise keine Gedanken zum Deckakt. Das werden die Hunde schon irgendwie hinbekommen. Vielleicht denkt man noch über mögliche Probleme und Hindernisse nach.

Die grundsätzliche Frage an dieser Stelle ist jedoch, inwieweit der Züchter (oder der Deckrüdenbesitzer) erwartet, dass die Hunde beim Deckakt manipuliert oder in ihrem Verhalten beeinflusst werden.

Die Vorstellung, dass beide Hunde einen Maulkorb tragen, ist hier noch eine der harmloseren Erwartungen, die man zu diesem Thema zu hören bekommt. Andere Anforderungen sind, dass die Hündin festgehalten oder gar gezwungen wird.

In letzter Zeit gibt es sogar Anfragen für künstliche Befruchtung, selbst wenn beide Hunde nicht soweit voneinander entfernt leben, dass ein Treffen zum Decken schwierig wäre. Übrigens ist dies sogar ein Verstoß gegen die DWZRV Zuchtordnung, sofern sich einer der beiden vorher noch nicht auf natürlichem Weg fortgepflanzt hat.

Aus unserer Sicht ist nichts davon akzeptabel! Die Hunde sollten in der Lage sein, sich natürlich und selbständig fortzupflanzen. Dabei sollten sie ein natürliches Sozialverhalten zeigen. Wenn die Hündin sich auch zum richtigen Zeitpunkt nicht freiwillig decken lässt, wird das einen Grund haben, den man akzeptieren sollte.

Ceana und Kaspar, zufrieden nach dem Deckakt
Ceana und Kaspar, zufrieden nach dem Deckakt

Uns persönlich ist es wichtig, dass sich unsere Rüden frei mit der Hündin bewegen dürfen und nur die Hunde entscheiden was wann und wie schnell passiert. Ob die Hündin den Rüden erst einem strengen Fitnesstest unterzieht oder noch ein paar Tage Bedenkzeit benötigt, weil der Zeitpunkt zu früh ist, ist dabei nicht relevant, solange die Beiden sich verstehen und nicht generell abgeneigt sind. 

Damit das funktioniert ist natürlich ein geeigneter Ort zum Decken nötig. Um diesen muss sich normalerweise der Deckrüdenbesitzer kümmern, denn im Normalfall reist die Hündin zum Rüden. Ideal ist ein eingezäunter nicht zu kleiner Garten.

Kommt es zum Deckakt, ist in den meisten Fällen die Unterstützung des Menschen gefragt, um Verletzungen zu vermeiden. Das beschränkt sich jedoch in der Regel auf Hilfe beim Umsteigen und gutes Zureden und Beruhigen, wenn es ein bisschen länger dauert.

Mögliche Fragen des Deckrüdenbesitzers an den Züchter:

  • Haben die Hunde sowohl vor als auch nach dem Deckakt die Möglichkeit, sich frei miteinander zu bewegen?
  • Sollen die Hunde einen Maulkorb tragen?
  • Sollen die Hunde bereits vor dem Hängen festgehalten werden?

Und wenn alles geklappt hat

gibt es 9 Wochen später einen Wurf süße Whippetwelpen.

Für uns ist es selbstverständlich, Hündin und Züchter in der Zeit der Trächtigkeit zu begleiten, mitzufiebern, zu raten, wieviele Welpen es werden und wie sie wohl aussehen könnten. Nach der Geburt und in der frühen Aufzuchtphase freuen wir uns über Fotos, Videos und Informationen zur Entwicklung.

Ceana mit Welpen
Ceana mit Welpen

Wir freuen uns, wenn wir die Welpen beim Züchter besuchen dürfen. Ein besonderes Highlight ist für uns der Kontakt des Vaterrüden mit seinen Nachkommen. Bei guter Zeitplanung besteht hier auch die Möglichkeit, dass die Welpenkäufer den Vater ihres zukünftigen Welpen (und dessen Besitzer) kennenlernen.

Ganz besonders freuen wir uns, wenn wir vom neuen Besitzer über die weitere Entwicklung der Hunde informiert werden oder sie sogar persönlich treffen dürfen. Aus manchen dieser Treffen wurden inzwischen jahrelange Freundschaften und viele Hunde begleiten wir bereits über mehrere Generationen.