Der sanfte Streber
Drei Whippets sind eigentlich genug. Aber wenn die Lieblingsschwester vom Lieblingshund einen Wurf von einem sehr schicken Engländer bekommen soll, kann man schon mal schwach werden. Daher haben wir uns frühzeitig für diesen für uns interessanten Wurf angemeldet.
Den ersten Blick durften wir bereits im zarten Alter von 3 Tagen auf den Süßen werfen.
Schon im Welpenauslauf zeigte er eine unglaubliche Körperbeherrschung. Bereits mit 8 Wochen konnte er frei und ohne zu wackeln auf 2 Beinen stehen.
Fakten
DOB: 20.12.2007
DOD: 14.12.2019
Todesursache: Herzversagen 2,5 Jahre nach einem Mitralklappenprolaps verursacht durch einen Sehnenfadenabrisses
Rufname: Dari
Größe: 51 cm
Gewicht: 14,5 kg
Pedigree: Whippet Breedarchive
IK 5 Gen: 0% IK 10 Gen: 5,3%
Titel, Championate und weitere Erfolge:
Deutscher Schönheits-Champion (VDH)
Deutscher Champion für Schönheit und Leistung
DWZRV-Veteranen-Champion
VDH-Veteranen-Champion
Frühjahrs-Veteranensieger 2015
Landesveteranensieger Nordbayern 2016
Veteranensieger NRW-CUP 2017
Coursingleistungsurkunde
Er erreichte bei 9 Ausstellungen innerhalb von 15 Monaten 3 CAC und 3 Res-CAC.
Nachkommen:
Dari hatte 2 Würfe mit 8 Welpen (6, 2) und hat bisher 18 Enkel.
Einige seiner Kinder und Enkel waren ebenfalls erfolgreich in Sport und Show.
Jugendzeit
Dari war schon als Welpe sehr brav und hat Moonys Erziehungslektionen schnell verstanden. Er legte sich immer brav hin und hielt still.
Genau einmal versuchte er im Garten zu buddeln. Moony kam, sagte “buddeln verboten” und das Thema war erledigt.
Bereits im Alter von wenigen Monaten konnte er frei an anderen Hunden vorbeigehen, ohne diese eines Blickes zu würdigen. Selbst Slalom durch Kaninchen war möglich, solange nur genügend Futter im Spiel war. Er lernte schnell und wollte immer alles richtig machen – solange es sich für ihn lohnte. Rückruf in Sekundenbruchteilen – kein Problem.
Ich hätte ihn jederzeit mitten in der Nacht wecken und fragen können, ob wir etwas zusammen machen wollen. Die Antwort wäre immer ein begeistertes “ja” gewesen. Dabei bevorzugt er eine lautstarke Kommunikation. Zu allem und jedem musste er einen Kommentar abgeben. Und wenn er länger allein war, nutzte er die Zeit für ausgiebiges Wolfsgeheul.
Fun Facts
Spitznamen:
Streber
Schwatzbacke
Berufswünsche:
Perfektionist
Hütewhippet
Lieblingsbeschäftigung: fressen
Lebensmotto: Da ist noch ein Futtermolekül, ich kann es riechen
Lieblingsübung: alles, solange es was zu fressen gibt
Lieblingsfutter: egal, bitte reichlich
Ein Hund mit Spaß am Ausstellen
Die erste Ausstellung besuchte ich mit Dari mit gerade 6 Monaten. Noch im Ringeingang rangelte er mit Bruder Dusty. Beim Betreten des Rings ging er automatisch in den Strebermodus. Er lief als hätte er nie etwas anderes gemacht und wurde zweiter hinter seinem Bruder. Am Ausgang des Rings ging dann die Rangelei weiter.
Bis zum Alter von knapp drei Jahren war er leidlich erfolgreich. Meistens landete er auf dem 2. Platz. Dann gewann er zu meiner Überraschung die Offene Klasse auf der Bundessiegerausstellung in Dortmund.
Er war aber auch überaus motiviert. In Dortmund hatte er einen wichtigen Job: er war Produkttester. Ich ging mit ihm durch die Hallen und er “musste” Futter testen. Dazu suchte er gefüllte Futternäpfe und probierte den Inhalt. Er lernte schnell, dass er nur probieren und nicht etwa den ganzen Napf leeren durfte. Daher hatte er es immer eilig, nach dem nächsten Napf zu suchen. Was er nie verstand, war, dass manche Näpfe leer waren. So spazierte er mit Begeisterung durch das dickste Gewühl, immer auf der Suche nach dem nächsten gut gefüllten Futternapf.
Im Laufe der Zeit wurde er auf Ausstellungen immer erfolgreicher bis zu einer Serie von 9 Ausstellungen innerhalb von 15 Monaten. Dabei belegte er achtmal den ersten Platz in der Gebrauchshundeklasse. Zusätzlich wurde er einmal bester Rüde und gewann 3 CAC und 3 Reserve CAC.
Skills
Coursing - die ganz große Leidenschaft
Bei seinem ersten Coursingtraining dachten wir, dass er nicht laufen würde. Er hatte nur Augen für DIE Tasche, in der er einen Ball vermutete. Dann kam der “Hase” und er lief los. Er lief als hätte er nie etwas anderes gemacht. Der Lauf wurde gleich als Lizenzlauf gewertet.
Eine Woche später lief er seinen Paarlizenzlauf. Kurz darauf wurde er bei seinem ersten offiziellen Coursing überhaupt auf einem schweren Titelcoursing 10. von 33 Hunden. Bei den folgenden Coursings war er fast immer plaziert und meistens im ersten Drittel der Teilnehmer zu finden.
Leider beendete ein schwerer Sturz jäh sowohl seine Coursing- als auch seine Ausstellungskarriere. Auf abschüssigem Gelände trat er noch auf der Startgeraden offenbar in ein Loch und überschlug sich. Dabei riss er sich eine Beugesehne im Handgelenk fast vollständig durch. Das hinderte ihn nicht daran, auf 3 Beinen den Lauf zu beenden, mit leichten Punktabzügen für Geschicklichkeit und Geschwindigkeit.
Die lange Zeit der Heilung
Wir entschieden uns nach Absprache mit unserer Tierärztin, ihn nicht operieren zu lassen. Stattdessen stabilisierten wir das Gelenk mit einer Orthese mit einsteckbaren Verstärkungsstäben. So wurde ein Durchtreten des Gelenks zunächst komplett verhindert.
Später konnte die Unterstützung nach und nach reduziert werden. Dari lernte schnell, damit umzugehen. In der ersten Zeit lief er nur auf drei Beinen und benutzte das Vierte nur als Balancehilfe. Später steigerte er selbst die Belastung. Erstaunlicherweise konnte er auf drei Beinen deutlich erkennbar sowohl Traben als auch Galoppieren.
Am Anfang trug er die Orthese ganztägig. Später reduzierten wir die Tragedauer auf Spaziergänge, um ein Wundscheuern zu verhindern. Aufgrund seines guten Gehorsams konnte er bis auf die ersten Tage die ganze Zeit frei laufen. Später konnte er mit Orthese sogar wieder flitzen.
Neue Hobbys und neue Erfahrungen
Nach der Verletzung mussten wir uns ein paar neue Hobbys für Dari überlegen. Er apportierte schon immer gern. Nun lernte er das zu bringende Objekt zuerst zu suchen. Dabei suchte er sowohl versteckte als auch “verlorene” Dinge.
So wurde er zum Retter in der Not, wenn die anderen Jungs mal wieder ein paar Bälle im Gebüsch verloren oder vergaßen. Er fand sie alle. Dabei folgte er zielstrebig den Spuren der letzte Ballträger. Nach dieser Erfahrung ließen wir ihn auch Menschen suchen. Auch das verstand er sehr schnell. “Wo ist Herrchen” war ein sehr beliebtes Spiel.
Etwa zu der Zeit erhielt ich auch kurz nacheinander zwei Deckanfragen, aus denen zwei sehr schöne Würfe, unter anderem mit unserem Patenhund Kaspar, hervorgingen.
Da fährt eine Dampflock durch mein Ohr
Eines schönen morgens in einem schönen Urlaub wurde ich durch merkwürdige Geräusche geweckt. Es klang, als würde eine Dampflock durch mein Ohr fahren. Dari lag direkt neben meinem Kopf auf der recht harten Matratze unseres Wohnmobils. Was ich hörte war sein Herzschlag und an dem Geräusch war rein gar nichts normal.
Ich kannte das zischende Geräusch undichter Herzklappen. Dieses Geräusch klang eher wie ein Husten. Dabei war Dari fit und aktiv wie immer. Zum Glück hatte ich bereits vor dem Urlaub einen Termin bei einem erfahrenen Kardiologen für Candy ausgemacht. Zu diesem nahm ich nun Dari mit. Der Kardiologe stellte fest, dass an Daris Mitralklappe mehrere Sehnenfäden abgerissen waren. So etwas kann ohne erklärbare Ursache passieren. Es kann ohne weitere Folgen bleiben, aber auch vor allem innerhalb der ersten drei Monate sehr plötzlich zu weiteren Schäden oder einem Totalausfall der Herzklappe führen.
Daher bekam Dari nun Herzmedikamente und sollte geschont werden. Das war für ihn sehr schwierig, denn er hatte keinerlei Symptome und war fit wie immer. Die Medikamente vertrug er nicht sehr gut. Davon wurde ihm schwindelig und er wurde müde. Plötzlich hatten wir einen alten Hund. Nach den gefährlichen 3 Monaten reduzierten wir daher die Medikamente auf ein mehr erträgliches Maß. Dadurch wurde er wieder viel aktiver und war fast wieder der alte.
Seinen 11. Geburtstag hätte Dari fast nicht erlebt. Wenige Tage vorher fraß er in einem kurzen, unbeobachteten Moment offenbar einen Giftköder. Wir erreichten die Tierklinik mit dem inzwischen nicht mehr ansprechbaren Dari gerade noch rechtzeitig, um sein Leben zu retten. Er verbrachte eine Nacht auf der Intensivstation. Am nächsten Tag riss er zu aller Erstaunen den Pflegern jegliches Futter aus den Händen als wäre nichts geschehen. Leider hatte dieser Vorfall jedoch seine Spuren hinterlassen. Es hatte nicht nur fast 1 kg abgenommen, er war auch müde und schwach und brauchte einige Zeit, um sich zu erholen.
In den Monaten nach der Vergiftung fing er an, Symptome einer Herzerkrankung zu zeigen. Daher mussten wir die Dosierungen erhöhen und weitere Medikamente geben. Leider vergrößerte sich das Herz zunehmend und er bekam später auch Herzrythmusstörungen. Wir versuchten im Verlauf mehrerer Wochen, die Medikamente darauf anzupassen. Leider war das Herz schon zu stark geschädigt. Eines Morgens bekam er einen Herzanfall und starb in meinen Armen.